Die Elektrischen, Teil 4: Hisun

23.02.2023

Nicht Can AM, nicht Polaris, nicht CF-Moto:Hisun ist aktuell der Platzhirsch im Bereich Elektrofahrzeuge. Gleich vier voll elektrische UTV haben die Chinesen im Angebot.

Hisun, da war doch was? Genau - vor fast 15 Jahren Jahren gab es den ersten Versuch der chinesischen Marke in Eigenregie auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Das ging gründlich daneben. Auch der zweite Anlauf, nun mit einem Importeur scheiterte. Jetzt aber hat die ILAFA aus Radolfzell am Bodensee Import und Vertrieb übernommen und jetzt scheint es zu klappen.

Die ILAFA macht eigentlich in Landmaschinen. Deswegen ist auch ihr Händlernetz eher landwirtschaftlich geprägt. Doch das macht nichts, die Hisun-Elektroflotte ist es auch. Gleich vier Modelle sind im Angebot. Alle gehören zur Baureihe Sector. Die beiden kleinen teilen sich dabei das Chassis mit dem Verbrenner-Modell Sector 450, die beiden großen mit dem Sector 550.

Die leichten Größenunterschiede fallen kaum auf. Die vier gleichen einander wie ein Ei dem anderen. Allenfalls anhand des Designs der Felgen und der unterschiedlichen Reifengrößen lassen sich die einzelnen Modelle auseinanderhalten.

Drei der Elektro-Hisuns haben moderne Lithium-Ionen Akkus unter der Sitzbank. Nur das Einstiegsmodell namens Sector E1 hat noch eine inzwischen als nicht mehr ganz zeitgemäß geltende Blei-Trockenbatterie an Bord. Die ist zumindest wartungsfrei. Gemeinsam sind allen vier Sectoren der Vierradantrieb mit den üblichen Fahrstufen und eine Differenzialsperre vorn. Alle haben sie Luftfederung. Eine Anhängekupplung, flotte Alufelgen und ein stabil wirkender Frontbumper gehören ebenfalls zur Grundausstattung. Die Bodenfreiheit beträgt bei allen Modellen durchweg akzeptable 280 mm. Auch bei der Zuladung hat keiner die Nase vorn: einheitlich 280 kg buckelt die kippbare Pritsche mit der flotten Reling weg. Mehr Gewicht verträgt sie anscheinend nicht. Das mitgelieferte On-Board-Ladegerät lädt jeden Sector, egal ob mit Blei- oder LI-Akku in maximal 8 Stunden, also praktisch über Nacht, voll auf.

Luxus erwartet man nicht unbedingt von einem Nutzfahrzeug. Doch die Zweiersitzbank der Sectoren wirkt schon sehr spartanisch und die an einen Querholm geschraubten Kopfstützen irgendwie improvisiert. Aber immerhin ist das Cockpit der Sectoren sauber gezeichnet und aufgeräumt. Das mittig angeordnete Kombiinstrument stellt übersichtlich alle Infos bereit. Auch die Schaltereinheit gibt keine Rätsel auf. Daran, dass man für Auf- und Abblendlicht und die Blinker keinen Lenkstockhebel hat, sondern Kippschalter am Armaturenbrett, muss man sich ganz einfach gewöhnen. Die Lenkung ist höhenverstellbar und das Handschuhfach geräumig und vor allem fest verschließbar.

Der Einstiegs-Sector E1 macht gleich mal dicke Backen und eine richtige Kampfansage beim Preis: Keine 12.000 € in der Basisausstattung! Die ist jedoch zugegebenermaßen eher mager. Das Dach überm Kopf, Scheibe und Winde kosten extra. Immerhin sind die Aufpreise ausgesprochen moderat. Als geradezu schmächtig dürfen die Leistungsdaten des E1 gelten. Gerade mal 6,8 PS und ein maximales Drehmoment von 21,8 Nm mobilisiert der Wechselstrom-Induktionsmotor. 400 kg darf der Sector E1 damit hinten an die Anhängekupplung nehmen. Legt man die Fahrstufe "M" für Maximum Range ein, rollt der E1 voll aufgeladen höchstens 65 km weit. Doch das dauert seine Zeit. Schneller als 40 km/h läuft er nämlich nicht. 

Die drei Lithium-Ionen-Brüder des E1 sind übrigens auch keine Rennwagen. Sie heißen Sektor HS5 LI, HS7 LI und HS15 LI. Das klingt erst einmal verwirrend, ist aber ganz einfach: Je höher die Ziffer im Namen, um so höher ist die Kapazität der Batterien. Beim HS5, der sich mit dem E1 das Chassis teilt, sind es 12,5 kWh, beim HS7 14,7 kWh und beim HS15 16,5 kWh. Dadurch steigen natürlich Drehmoment (123/140/168 Nm) und Spitzenleistung (19, 26, 51 PS) von Modell zu Modell. Vor allem aber steigt die Reichweite von 70 über 80 auf 90 km. Auch die Höchstgeschwindigkeit geht in einem schönen Dreiklang nach oben. 40 km/h sind es beim HS5, 50 km/h beim HS7 und das Top-Modell HS15 bringt es auf 60 km/h. Nur die Anhängelast beträgt bei allen Modellen einheitlich 544 kg.

Keine Frage: Wenn es richtig offroadig werden soll, ist der Sector E1 schnell am Ende. Dann kommt man um eines der LI-Modelle nicht herum. Beim HS15 lässt sich sogar noch eine zusätzliche Untersetzung mechanisch zuschalten. Beim Sector HS5 ist man mit 22600 € dabei. Den HS7 gibt es für 26.500 € und für das Top-Modell HS15 sind stolze 32.100 € fällig. Kleine Randnotiz: Sowohl der HS7 als auch der HS15 sind nach der EU-Fahrzeugklasse T3b zulassungsfähig und dürfen somit von Menschen unter 18 Jahren mit Führerschein T oder L gefahren werden.

Künftige Hisun-Piloten können zwischen vier Farben wählen. Für kleines Geld ist zusätzlich noch ein Camouflage-Farbton erhältlich. Beim Sector E1 sind sogar zwei Tarnfarben im Angebot. Für den HS7 und HS15 gibt es eine elektrische Servolenkung als Sonderausstattung. Alle LI-Modellen kommen serienmäßig mit Winde, Scheibe und Dach. Nur Türen gibt es für keins der vier Sector-Modelle, es sei denn man greift zur Vollkabine. Mit klappbarer Frontscheibe, Wisch/Wasch-Funktion und vollflächig verglasten Türen lässt sie nur den Wunsch nach einer Heizung offen. Die aber bleibt den Verbrenner-Modellen vorbehalten. Ansonsten zeigt sich das Zubehörprogramm eher pragmatisch-praktisch. Es gibt Holzanhänger, Kräne, den obligatorischen Schneepflug und als echtes Hightlight sogar einen Laubsauganhänger.

Aber das wirklich Beste in diesen Zeiten ist: Hisun kann liefern. Der Sector E1 ist im Hisun-Zentrallager vorrätig. Auch einige LI-Modelle sind direkt lieferbar. Wer jedoch "a la carte" ordern möchte, muss mit einer Lieferzeit von bis zu vier Monaten ab Bestellung beim Händler rechnen.

4 Räder, 1 Riemen-Einschätzung: Die Hisun-E-UTV sind Arbeitsgeräte. Wer den Adrenalinkick sucht, wird mit ihnen wohl nicht glücklich. Wer aber einen vernünftigen und lokal emmisionsfreien Arbeiter braucht vermutlich schon. Der Sector HS5 LI wirkt wie der legitime Nachfolger des nicht mehr lieferbaren Polaris RANGER EV - aber bereits mit serienmäßigem LI-Akku (s. Teil 1 der Serie). Kleiner Tipp: Extrem Preisbewusste sollten einen Blick auf die Benziner riskieren.

📷 Hisun

▶️ Alle technischen Daten sind Herstellerangaben.

▶️ hisun-motors.com

Weitere Informationen zur ILAFA ▶️ Teil 2 der Serie: Powerland

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