Sechs auf einen Streich
Wer gerne mal eine halbe Fußballmannschaft samt Ausrüstung durchs Gelände transportieren will oder sonst personalintensive Arbeiten abseits befestigter Wege vornehmen muss, kommt an einem Sechsitzer nicht vorbei. Der Markt ist zwar überschaubar, trotzdem ist für jeden etwas dabei.
Polaris und Can-Am schicken jeweils gleich zwei Versionen ihrer Arbeitspferde RANGER, bzw. Traxter ins Rennen. CFMOTO ist mit der Uforce 1000 XL vertreten und ODES macht mit seiner langen Workcross 1000 das Feld komplett. Die Fahrzeuge von Can-Am, CFMOTO und Polaris sind durchweg erprobte Gesellen. Odes führt seine Workcross-Linie gerade erst in Deutschland ein. Der Sechssitzer ist bestellbar, aber noch nicht bei den Händlern eingetroffen. Hier die Übersicht über alle Modelle in der Basisversion:
Das Bauprinzip der Sechssitzer ist bei allen Herstellern gleich: Nimm den kurzen Dreisitzer, säge ihn zwischen den Vordersitzen und der Ladepritsche durch, verlängere das Chassis um eine Sitzreihe und schweiße alles wieder zusammen - fertig ist der Sechssitzer. Ob das Ergebnis von den Proportionen her immer so gelungen ist, muss jeder selbst entscheiden. Der ODES Workcross beispielsweise verlängert sich so um über 80 cm. Die kurzen Brüder spendieren auch gleich die Innenausstattung, bis auf die zweite Sitzreihe natürlich. Lenkrad, Armaturen, Schalter, Vordersitze, alles wandert 1:1 vom Kurzen in den Langen. Dort wird es dann schnell kuschelig. Bei Fahrzeugbreiten um die 1,6 m sind schließlich keine Raumwunder zu erwarten. Besonders die Mitfahrer auf den billigen Plätzen in der Mitte sollten von eher zarter Statur sein.
Motorisch gehören alle Kandidaten der 1000 ccm-Klasse an. Der Hubraum verteilt auf immer 2 Zylinder. Das Spitzenmodell von Can-Am, der Traxter Max XU HD 10 T mobilisiert 82 PS. Die beiden Polaris, der RANGER Crew XP 1000 EPS und der etwas magerer ausgestattete Ranger Crew 1000 EPS bringen es ebenso auf jeweils 82 PS. Die CFMOTO UForce XL ist mit 79 PS gut dabei. 72 PS bringt der ODES Workcross an den Start. Und beim "kleinen" Can-Am Traxter Max DPS HD 9 ist der Rotax-Motor auf 65 PS gedrosselt.
In der Länge kratzen die Sechssitzer allesamt an der 4 m-Marke und für alle gilt der alte Grundsatz: Länge läuft. Wer einmal von einem kurzen in ein langes UTV umgestiegen ist, will das sänftenartige Fahrgefühl nicht mehr missen. Die Kurzen hoppeln durchs Geläuf, die Langen gleiten souverän darüber hinweg. Doch das hat natürlich seinen Preis. Bei Radständen von beinahe 3 m bekommt auch der Wendekreis PKW-Format. Die CFMOTO etwa braucht 11 m für eine 180 Grad Wende. Und im Gelände leidet der Rampenwinkel. Jetzt ist jeder cm Bodenfreiheit gefragt, damit die Fuhre nicht am nächsten Buckel hängen bleibt. Beim kleinen Can-Am Traxter Max DPS HD9 und bei der CFMOTO könnte es mit 28 cm gelegentlich knapp werden. Alle anderen haben 30 und mehr Zentimeter Luft unterm Bauch. Beim Can Am Traxter Max XU HD 10 T ist vorsichtshalber ein durchgehender Unterfahrschutz verbaut.
Bei den Fahrwerken gibt es keine Überraschungen. Alle verfügen über Einzelradaufhängung mit doppelten Dreieckslenkern. Beim "großen" Traxter sind sie für mehr Bodenfreiheit nach unten gebogen. Bei den Rädern tanzt nur der Odes mit 26" Reifen auf 15" Alufelgen aus der Reihe. Alle anderen rollen auf 27-Zöllern mit 14" Alus. Scheibenbremsen und Servolenkung haben sie alle, und eine CVT mit den üblichen Schaltstufen natürlich auch. Allradantrieb ist ebenfalls immer dabei. Bei Polaris arbeitet er on Demand, bei den anderen wird er auf Knopfdruck zugeschaltet und ist dann immer aktiv. Beide Traxter haben zusätzlich ein automatisch sperrendes Vorderachsdifferenzial. Bei der UForce 1000 XL wir das per Hand aktiviert. Polaris verzichtet auf dieses Feature und Odes macht dazu keine Angaben. Die beiden RANGER und der Can Am Traxter Max DPS HD 9 verfügen über den rasenschonenden Turfmode. Beide Traxter und der Polaris RANGER Crew XP 1000 EPS haben eine elektronische Bergabfahrhilfe an Bord. Alle anderen müssen schauen wie sie den Steilhang runterkommen. Ganz weit vorne beim Thema Fahrsicherheit ist der Can-Am Traxter Max XU HD 10 T. Er hat als einziger ein ABS-System und kann unter anderem deswegen problemlos als Traktor zugelassen werden.
Serienmäßig mit Winde ausgestattet sind der Workcross, die CFMOTO und der Traxter Max XU HD 10 T. Der wird auch unumstrittener Lademeister mit knapp 794 kg Zuladung. Nur gute 20 kg weniger schleppt der kleine Traxter weg. Knapp dahinter liegen die die beiden Polaris RANGER mit 767, bzw. 738 kg. Bei der UForce XL sind es noch 685 kg. Schlusslicht bei der Zuladung ist der ODES Workcross mit nur 621 kg. Die mittlerweile berühmte Europalette als Maßstab für die Größe der Ladeboxen passt bei allen hinten drauf. Die Pritschen sind übrigens alle kippbar, allerdings nur manuell. Eine Anhängerkupplung ab Werk haben alle hinten dran. Damit schleppen die beiden Can-Am jeweils 1136 kg weg. Dicht dahinter folgen die beiden RANGER und die CFMOTO mit jeweils 1134kg. ODES veröffentlicht hier keinen Wert.
Die große Stunde des Workcross schlägt beim Thema Ausstattung und Preis. Der Odes kommt sozusagen mit "voller Hütte" und hat so ziemlich alles ab Werk dabei, vom LED-Lichtbalken vorn bis zur vollständigen Kabine. Die hat feste Türen mit Kurbelfenstern. Die Heckscheibe ist schnell demontierbar und die Ausstattung ist geradezu luxuriös: Radio, Heizung, Sitzheizung - und jetzt festhalten - sogar eine Klimaanlage. Klima gibt es bei der Konkurrenz weder für Geld noch gute Worte. Sehr schlanke 20.999 Euro ruft Odes für sein UTV auf. Zum Vergleich: Der Polaris RANGER Crew XP 1000 EPS als teuerstes Fahrzeug im Feld steht mit 29.150 Euro in der Liste. Dafür bekommt man sozusagen ein nacktes Gerippe: Kein Dach, keine Scheibe und Netze in den Türausschnitten. Dach, Scheibe, Türen oder eine komplette Kabine, all das gibt es natürlich, aber nur gegen stattlichen Aufpreis. Das ist die bekannte Preispolitik im Premium-Segment. Can-Am macht es nicht viel anders. Den Traxter Max XU HD 10 T mit spartanischer Grundausstattung gibt es ab 28.599 Euro. Der Endpreis regelt sich über das Zubehör. Hier bieten sowohl Can-Am als auch Polaris neben den Komfort-Features allen Käufern die Möglichkeit ihr Fahrzeug möglichst exakt dem jeweiligen Einsatzzweck anzupassen. Egal ob Landwirt, Förster oder Jäger, für alle gibt es passendes funktionales Zubehör. Davon profitieren natürlich auch die beiden kleineren Modelle. Der RANGER CREW 1000 EPS startet bei 26.150 Euro, der Can Am Traxter Max DPS HD 9 bei 22799 Euro. Noch ein bisschen preiswerter macht es CFMOTO und bringt die UForce 1000 XL für aktuell 20.999 Euro. Dafür gibt es zwar ebenfalls Netze statt Türen, aber immerhin ein Dach überm Kopf.
4 Räder, 1 Riemen meint: Wer ein Fahrzeug wirklich für die wirklich harte Arbeit braucht oder es in der Funktionalität perfekt an seine Bedürfnisse anpassen will, schaut sich bei Can-Am und Polaris um. Die sind auch technologisch führend. Wer rechnen kann oder muss, kommt am Odes Workcross nicht vorbei. Die CFMOTO UForce 1000 XL bildet in allem irgendwie die goldene Mitte, hat aber, das darf man nicht vergessen, das dichteste Händler- und Servicenetz.
📷 Hersteller, bzw.Importeure; einige Abbildungen zeigen US-Versionen.
▶️ Alle Angaben zu Technik, Ausstattung und Preisen sind Herstellerangaben. Die tatsächlichen technischen Daten können je nach Zulassungsart abweichen.
ℹ️ Polaris: https://www.polarisgermany.de/ranger/#dreiSitzer (auf "Dreisitzer" klicken, anschließend "6 Sitze" auswählen)
CFMOTO: https://www.cf-moto.eu/cfmoto-uforce-1000xl/
Can-Am: https://can-am.brp.com/off-road/de/de/modell/side-by-side-fahrzeuge/traxter.html
Odes: https://odesindustry.de/workcross/#w-3
Die "Quadwelt" hat in Heft 1/2024 einen ersten Fahrbericht über den Odes Workcross 1000 Sechssitzer veröffentlicht.